Aus der Reihe Geh Denken!: Das Album als Zeugnis

Individuelle Erinnerungspraxen nach dem Holocaust

Montag, 04. November 2024, 19:00 Uhr, Depot – Kunst und Diskussion, (Breite Gasse 3, 1070 Wien)

 

In den letzten zwei Dekaden hat das Interesse an Fotoalben als Quellen der Zeitgeschichte erheblich zugenommen. Insbesondere im historischen Kontext von Nationalsozialismus und Holocaust haben Studien gezeigt, wie Fotoalben sowohl individuelle als auch kollektive historische Erfahrungen und Geschehnisse vermitteln können.

 

In meinem Vortrag diskutiere ich visuelle Erinnerungspraxen nach dem Holocaust anhand eines Albumbestandes aus dem Besitz der österreichisch-jüdischen Schwimmlegende Fritzi Löwy (1910–1994). Nach ihrer Rückkehr aus dem Exil verarbeitete Löwy ihre Erlebnisse von Verfolgung, den Verlust naher Angehöriger und ihre eigene Flucht in zwei Fotoalben. In diesen Alben gedenkt sie visuell ihrer verlorenen Familie durch Bild- und Textcollagen und verwandelt ihre eigene Exil-Erfahrung in der Schweiz in ein vielschichtiges Narrativ. In meinem Vortrag erörtere ich methodische Ansätze zur Analyse dieses Materials, dessen Potential als historische Quelle sowie die geschichtspolitische Bedeutung privater Erinnerungspraxen.

 

Vida Bakondy ist Historikerin und Kuratorin mit Schwerpunkt auf Nachgeschichte des Nationalsozialismus, Migrationsgeschichte/ Exil- sowie Fotografieforschung. Derzeit ist sie Post-Doc Researcher an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.