Heute erschien in der Wochenzeitung Falter ein Artikel unter dem Titel “Gedenken und Terror”, in dem schwere Vorwürfe gegen den Vorsitzenden des Vereins Österreichischer Auslandsdienst, Andreas Maislinger, erhoben werden. Maislinger wird unter anderem Machtmissbrauch, Suiziddrohungen, Einschüchterung und Klagsdrohungen gegenüber Jugendlichen sowie die aktive Verhinderung von Missbrauchsaufklärung innerhalb des Vereins Österreichischer Auslandsdienst vorgeworfen.
Über 14 Aussagen von Personen aus dem Umfeld des Vereins Österreichischer Auslandsdienst zeichnen ein verheerendes Bild. Dinge, die selbstverständlich sind – physische und psychische Sicherheit sowie Unterstützung Jugendlicher und junger Erwachsener, die einen Gedenkdienst leisten möchten – sind im Vereins Österreichischer Auslandsdienst augenscheinlich nicht sichergestellt.
Wir vom Verein GEDENKDIENST sind über diese schwerwiegenden Vorwürfe schockiert, aber nicht überrascht. Schon bei der Veröffentlichung eines Statements des ehemaligen Verein Österreichischer Auslandsdienst-Gedenkdienstleistenden Jonathan Dorner im August 2022 ließen wir die Situation nicht unkommentiert und forderten eine vollständige Aufklärung der Vorwürfe sowie eine öffentliche Stellungnahme des Verein Österreichischer Auslandsdienst (LINK).
Neben uns, dem Verein GEDENKDIENST, ist der Verein Österreichischer Auslandsdienst die einzige andere vom Sozialministerium anerkannte Trägerorganisation, die jungen Menschen einen Gedenkdienst in Form eines Freiwilligendienstes oder Zivilersatzdienstes ermöglicht. Aber in unserem Selbstverständnis, unseren Strukturen, unseren Statuten und unserem Handeln unterscheiden wir uns ganz grundsätzlich vom Verein Österreichischer Auslandsdienst mit Maislinger als Vorsitzenden.
Auch der Verein GEDENKDIENST hat eine konfliktträchtige Geschichte mit Andreas Maislinger. 1992 gründete Maislinger mit zwei weiteren Personen den Verein GEDENKDIENST. Seine Obmannschaft war jedoch rasch durch ähnlich problematisches Verhalten gekennzeichnet, wie es auch im Falter-Artikel beschrieben wird. Als Reaktion darauf wurde Maislinger bereits 1997 bei einer Generalversammlung aus dem Verein GEDENKDIENST ausgeschlossen. Ein Jahr später gründete er den Verein Österreichischer Auslandsdienst und ist seitdem dessen Vorsitzender. Immer wieder fiel Maislinger durch Berichte über sein autoritäres und einschüchterndes Verhalten auf, was für uns seit Jahren eine Zusammenarbeit mit dem Verein Österreichischer Auslandsdienst unter Maislingers Leitung undenkbar macht.
Das Statement, welches wir bereits im August veröffentlicht haben, gilt für uns auch weiterhin: Junge, motivierte Menschen, die einen Gedenkdienst leisten möchten, gehören unterstützt und gefördert, nicht bedroht oder eingeschüchtert. Gedenkdienst zu leisten ist ein wichtiger Bestandteil der österreichischen Erinnerungspolitik. Als Verein einen Gedenkdienst anzubieten bedeutet auch, dass man eine Verantwortung gegenüber den eigenen Gedenkdienstleistenden trägt. Dieser Verantwortung kommt der Verein Österreichischer Auslandsdienst unter Andreas Maislinger nicht nach.
Dass es mehrere Trägerorganisationen gibt, die einen Gedenkdienst anbieten, sehen wir als etwas Positives. Die im Falter-Artikel aufgezeigten Missstände müssen aufgearbeitet und Konsequenzen gezogen werden. Die dringend notwendigen Veränderungen sind mit Andreas Maislinger als Vorsitzenden des Verein Österreichischer Auslandsdienst nicht möglich.
Der Vorstand des Verein GEDENKDIENST