Aus der Reihe Geh Denken!: Stigma asozial. Historische Perspektiven und Kontinuitäten

Dienstag, 20. Juni 2023, 19:00 Uhr, Republikanischer Club (Fischerstiege 1-7, R1, 1010 Wien)

 

Die nationalsozialistische Idee vom ‚reinen Volkskörper‘ kannte viele Ausschlusskriterien. In erster Linie waren diese rassistisch und antisemitisch begründet und die ‚Volksgemeinschaft‘ exklusiv ‚arisch‘ konzipiert, in zweiter Linie galt es, die ‚schädlichen Elemente‘ innerhalb der eigenen Reihen zu entfernen. Darunter fielen auch Mädchen und Frauen, die aufgrund ihrer vermeintlich fehlenden Arbeitsmoral (‚arbeitsscheu‘) oder eines ‚amoralischen‘ Lebenswandels in den Fokus der Behörden gerieten. Dieses Verhalten wurde als ‚gemeinschaftsfremd‘ eingestuft und seine erbliche Veranlagung zu belegen versucht. Einweisungen in Erziehungs- und Arbeitsanstalten, Gefängnis- und KZ-Haft wie auch Zwangssterilisationen waren die Folgen.


Der Vortrag beschreibt die Grundzüge der nationalsozialistischen ‚Asozialenpolitik‘ und erläutert die Kriterien, anhand derer Mädchen und Frauen in die Verfolgungsmaschinerie gerieten. An einzelnen Fallbeispielen wird das behördliche Vorgehen veranschaulicht und gezeigt, dass die Stigmatisierung der Betroffenen häufig bereits vor dem Nationalsozialismus begonnen hatte und auch nach 1945 nicht endete.

 

Brigitte Halbmayr ist Sozialwissenschaftlerin am Institut für Konfliktforschung und langjähriges Mitglied der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück und Freund:innen. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen u.a. Frauen und NS-Verfolgung, Erinnerungspolitik und Biografieforschung.

Elke Rajal studierte Politikwissenschaft in Wien und Granada und forscht und lehrt derzeit am Lehrstuhl für Soziologie der Universität Passau. Sie beschäftigt sich vorrangig mit den Schnittstellen von Politik, Zeitgeschichte und Bildung und engagiert sich in der Forschungsgruppe Ideologie und Politiken der Ungleichheit (FIPU).