Staatliches Museum Majdanek

Hauptaufgabe der Institution

Am 7. Oktober 1941 wurde mit dem Bau des Konzentrationslagers Majdanek im sogenannten Generalgouvernement begonnen, welches am südöstlichen Stadtrand von Lublin lag. Der Bau des KZs wurde letztlich nie abgeschlossen. Von Oktober 1941 bis Februar 1942 wurden neben sowjetischen Kriegsgefangenen vor allem Jüdinnen*Juden sowie Polinnen*Polen als Opfer der ,Aussiedlungs- und Germanisierungspolitik‘ und Häftlinge aus dem Deutschen Reich nach Majdanek deportiert. Die Häftlinge starben an den katastrophalen Lebensbedingungen im Lager, durch vorsätzliche Morde und dem organisierten Massenmord (Gaskammern von September 1942 bis Anfang September 1943). Am 3./4. November 1943 wurden über 18.000 Jüdinnen*Juden in der Aktion ,Erntefest‘ ermordet. Insgesamt wurden nach neuesten Schätzungen etwa 78.000 Menschen in Majdanek ermordet, darunter 59.000 Jüdinnen*Juden.

 

Mit dem Näherrücken der Roten Armee vernichtete die SS im Sommer 1944 diverse Karteien und Akten und zerstörte teilweise auch Gebäude. Am 23. Juli 1944 wurde das KZ Majdanek aufgelöst. Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Majdanek wurde bereits im Herbst 1944 das Staatliche Museum/Państwowe Muzeum na Majdanku als erste Gedenkstätte Europas eröffnet. Das Museum ist dem polnischen Kulturministerium unterstellt. Heute befindet sich in der Gedenkstätte eine wissenschaftliche und eine pädagogische Abteilung. Im Archiv werden Dokumente von und über das KZ Majdanek und das Ghetto Lublin aufbewahrt. Heute gibt es mehrere Ausstellungen, die viele verschiedene Aspekte des Holocaust und des KZ Majdanek thematisieren. Der Schwerpunkt der Hauptausstellung liegt auf der Ghettoisierung von Jüdinnen*Juden in Polen sowie auf der Aktion ,Reinhardt‘. Neben den Führungen durch die Gedenkstätte werden Workshops für Schulklassen und Lehrer*innen angeboten. Auch können Workshops zum Thema Gedenkpädagogik absolviert werden.

Aufgabenbereiche der Gedenkdienstleistenden
  • Unterstützung der pädagogischen Abteilung bei den Workshops und Seminaren
  • Betreuung von deutschsprachigen Jugendgruppen und Schulklassen
  • Begleitung der Gruppen durch die Ausstellungen in deutscher und englischer Sprache
  • Erstellung eines eigenen Guide-Konzeptes für die Vermittlung in der Gedenkstätte Majdanek
  • Vorbereitung und Überarbeitung von Arbeitsmaterialien mit neuen didaktischen Ansätzen für Studienreisen und Workshops
  • Betreuung von und Arbeiten mit Überlebenden
  • Rundgänge durch die Stadt Lublin zur Geschichte der Stadt, ihrem jüdischen Erbe und zur Geschichte der sogenannten Aktion ‚Reinhardt‘
  • Unterstützung der pädagogischen Abteilung bei Recherche-Projekte
  • Hilfe bei der Auswertung der deutschsprachigen Dokumente im Archiv
  • Lektorat deutschsprachiger Texte

Die Arbeit der Gedenkdienstleistenden

Zu den Hauptaufgaben der Freiwilligen in der Gedenkstätte Majdanek gehört die Betreuung von Gruppen aus dem deutschsprachigen Raum. Da deutschsprachige Gruppen einen weiten Weg auf sich nehmen müssen, um nach Lublin zu kommen, bleiben sie üblicherweise mehrere Tage in Polen. Die pädagogische Abteilung bietet sowohl Rundgänge im ehemaligen KZ-Gelände und Stadtrundgänge durch Lublin, als auch Workshops für deutschsprachige Gruppen an. Dadurch sind die Gedenkdienstleistenden bis zu einer ganzen Arbeitswoche mit derselben Gruppe beschäftigt. Neben den deutschsprachigen Rundgängen leisten die Gedenkdienstleistenden auch den englischsprachigen Guides Unterstützung. Ebenfalls in den Tätigkeitsbereich der Gedenkdienstleistenden fallen Übersetzungs- und Korrekturarbeiten, um auch das deutschsprachige Bildungsangebot der Gedenkstätte zu erweitern. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Tätigkeit in Lublin ist das Betreuen von Zeitzeuginnen*Zeitzeugen. Jeden Mittwoch besuchen die Gedenkdienstleistenden ein Treffen eines Vereins von und für Überlebende in Majdanek, kümmern sich um Kaffee und Kuchen und leisten den Zeitzeuginnen*Zeitzeugen Gesellschaft. Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, eine Überlebende oder einen Überlebenden im täglichen Leben zu unterstützen. Ein Arbeitstag in der Woche kann dafür verwendet werden, die Tätigkeit setzt aber Grundkenntnisse der polnischen Sprache voraus.

 

Severin Telser

Wohn- und Lebensbedingungen, Lebenshaltungskosten

Lublin ist die neunt größte Stadt Polens mit ca. 340.000 Einwohner*innen, viele davon studieren an den fünf Universitäten der Stadt. Lublin ist damit ein Magnet für viele junge Menschen aus Polen, der Ukraine, aber auch aus aller Welt. Die Wohnung können Gedenkdienstleistende von ihren Vorgängerinnen*Vorgängern übernehmen, sie befindet sich in einer sehr ‚studentischen‘ Gegend. Somit hat man ein sehr junges und internationales Umfeld. Die Wohnung selbst wird schon seit Jahren für die Unterbringung von Gedenkdienstleistenden der Gedenkstätte Majdanek genutzt und ist Teil eines privaten Studentenheims (Monatsmiete: 600 PLN).

Zur Gedenkstätte fährt ein Direktbus, die Fahrzeit beträgt 20 Minuten. Empfehlenswert sind außerdem City-Bike-Stationen, die auf die ganze Stadt verteilt sind. Dort kann man günstig Fahrräder ausleihen. 45 Minuten mit dem Rad entfernt befindet sich auch der Zalew Zemborzycki (Stausee), ein beliebtes Ausflugsziel für die Bewohner*innen von Lublin. Andere Städte Polens sind öffentlich preiswert erreichbar, jedoch sollte man die weiten Distanzen in Polen nicht unterschätzen. Kulturell hat Lublin viel zu bieten, von der Noc Kultury (Nacht der Kultur) über ein riesiges Studierendenfestival, bis hin zu einer von vielen charmanten Bars belebten Altstadt.

Folgende Anforderungen sollten erfüllt werden

  • Selbstständiges Arbeiten
  • Bereitschaft, sich während des eigenen Gedenkdiensts die Geschichte der Gedenkstätte Majdanek und der Stadt Lublin größtenteils im Eigenstudium anzueignen
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Zuverlässigkeit
  • Kommunikationsfreudigkeit
  • Teamfähigkeit
  • Flexibilität: Es liegt im Wesen der Jugendarbeit, dass dabei oft unberechenbare Herausforderungen entstehen, auf die in professioneller und sachlicher Weise eingegangen werden sollte.
  • Jugendarbeit: Der Wille, mit Jugendlichen ab fünfzehn Jahren zu arbeiten, sollte unbedingt vorhanden sein, da die Arbeit mit Jugendlichen durchaus genauso fordernd sein kann, wie der organisatorische Teil.
  • Bereitschaft, sich Kenntnisse der polnischen Sprache anzueignen
  • Feingefühl im Umgang mit älteren Menschen
Kontakt

Państwowe Muzeum na Majdanku

ul. Droga Męczenników Majdanka 67

20-325 Majdanek (Polen)
www.majdanek.eu

 

Kontakt zu der*dem derzeitigen Gedenkdienstleistenden
Ausgewählte Literatur
  • Halina Birenbaum, Die Hoffnung stirbt zuletzt, Frankfurt a. M. 1995.
  • Włodziemierz Borodziej, Geschichte Polens im 20. Jahrhundert, München 2010.
  • Tomasz Kranz, Lublin-Majdanek Stammlager, in: Wolfgang Benz, Barbara Distel, Hg., Der Ort des Terrors. Band 7, München 2008, 33–84.
  • Tomasz Kranz Hg., Bildungsarbeit und historisches Lernen in der Gedenkstätte Majdanek. Panstwowe Muzeum na Majdanku, Lublin 2000.
  • Heiner Lichtenstein, Majdanek. Reportage eines Prozesses, Frankfurt a. M. 1979.
  • Józef Marszałek, Majdanek. Konzentrationslager Lublin, Warschau 1984.
  • Zacheusz Pawlak, „Ich habe überlebt …“. Ein Häftling berichtet über Majdanek, Hamburg 1979.
  • Barbara Schwindt, Das Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek. Funktionswandel im Kontext der „Endlösung“, Würzburg 2005.