ETZ HAYYIM SYNAGOGUE

Geschichte der Institution

Die Etz Hayyim Synagogue in Chania auf Kreta ist als einziges jüdisches Denkmal auf der Insel erhalten geblieben. Früheste jüdischen Siedlungen auf Kreta werden zurück ins dritte Jahrhundert v. Chr. datiert. Die Besetzung von Kreta zwischen 1941 und 1945 durch das NS-Regime erreichte die beinahe völlige Zerstörung der Gemeinschaft der Jüdinnen*Juden in Chania. Alles, was als Zeuge jüdischen Lebens auf der Insel blieb, war das verlassene und geschändete Gebäude der Synagoge Etz Hayyim. Alle anderen fünf Synagogen auf der Insel, einschließlich der Friedhöfe, wurden in diesem Zeitraum zerstört. Der Holocaust, der jede Erinnerung an das Ereignis und die Ermordeten auszulöschen versuchte, war auf Kreta besonders sichtbar. Bis 1995 war die lokale Erinnerung an die lange und wichtige Geschichte der Jüdinnen*Juden von Kreta so gut wie vergessen und die Synagoge auf einen lokalen Müllhaufen reduziert worden. 1995 konnte das Gebäude mit finanzieller Hilfe ausländischer Sponsoren restauriert werden und 1999 wurde die Synagoge neu geweiht. Da es keine eigenständige jüdische Gemeinde auf Kreta gibt, hat eine engagierte Gruppe von Einzelpersonen die Aufgabe übernommen, die Erinnerung und die jüdische Kultur weiterhin zu pflegen und zu fördern. Bislang hat die Etz Hayyim Synagogue auch die wichtige Aufgabe, der einzige zentrale Ort der Erinnerung an die 276 kretischen Jüdinnen*Juden zu sein, die im Jahre 1944 ermordet wurden. Etz Hayyim trägt die zentrale Verantwortung im Bereich der Erinnerungsarbeit, der Bildungs- wie auch Forschungsarbeit, mit dem Ziel die Phase der NS-Besetzung zu erforschen, sowie die von den Nationalsozialistinnen*Nationalsozialisten angestrebte vollständige Auslöschung der jüdischen Kultur auf Kreta nicht Realität werden zu lassen.

Aufgabenbereiche der Gedenkdienstleistenden
  • Betreuung von Besucher*innen an der Etz Hayyim Synagogue
  • Mitarbeit in Vorbereitung und Durchführung von Workshops (Griechisch-jüdische Geschichte, die Holocaust und deren Auswirkungen und Folgen auf die griechischen Jüdinnen*Juden)
  • Mitarbeit an Vorbereitung und Durchführung von Community-Events
  • Administrative und wissenschaftliche Mitarbeit bei Recherchen in Bibliotheken und Archiven für das Evlagon Centre for Cretan Jewish Studies an der Etz Hayyim Synagogue
  • Nachforschungen über verstorbene Partisaninnen*Partisanen, Jüdinnen*Juden sowie andere Opfergruppen der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik auf Kreta
  • Mitarbeit und Übersetzungsarbeit an Publikationen
  • Mitarbeit an temporären Projekten
  • Planung und Durchführung von eigenen Projekten

Die Arbeit der Gedenkdienstleistenden

Die Arbeit variiert stark je nach Jahreszeit. Von Mai bis September besuchen viele Touristinnen*Touristen die Etz Hayyim Synagogue. In dieser Zeit ist die Hauptaufgabe der*des Gedenkdienstleistenden die Betreuung der Besucher*innen in Form von Rundgängen, um ihnen das Gebäude und die Geschichte des Ortes näher zu bringen. Hier kann es des Öfteren vorkommen, dass Besucher*innen verschiedenste Zugänge und spezielle Fragen während des Rundganges haben und somit jede Begleitung abwechslungsreich sein kann. Ebenso ist es möglich, an Workshops mitzuarbeiten und mit verschiedensten Gruppen eine Vielzahl an Thematiken, die Griechenland während der Okkupation der Nationalsozialisten und des Holocaust behandeln, mitzuarbeiten. Auch arbeiten die Gedenkdienstleistenden an temporären Projekten der Synagoge mit und führen Recherche u.a. über die kretisch-jüdische Gemeinde durch. Des Weiteren umfasst die Tätigkeit auch die Übersetzungen von Texten, Dokumenten und Artikeln. In den Wintermonaten ist es erfahrungsgemäß etwas ruhiger an der Einsatzstelle. In dieser Zeit besteht die Möglichkeit eigene Ideen zu entwickeln und in Form von Projekten mit Unterstützung der Mitarbeiter*innen der Synagoge umzusetzen. Durch die enge und intensive Zusammenarbeit mit dem Team und den zwei synagogeneigenen Bibliotheken ist mehr Raum für die Gestaltung der eigenen Ideen möglich. Ebenso hilft der*die Gedenkdienstleistende beim Organisieren von Community- Events und religiösen Feiertagen.

Milan Logar

Wohn- und Lebensbedingung, Lebenshaltungskosten, Sicherheit

Die Wohnung kann der*der Vorgänger*in übernommen werden. Sie befindet sich in der Altstadt und ist etwa fünf Gehminuten von der Etz Hayyim Synagogue und drei Gehminuten vom venezianischen Hafen entfernt. Dieser zeichnet sich durch Architektur, welche aus verschiedensten Zeitperioden stammt, und kleinen Cafés aus. In der zweitgrößten Stadt auf Kreta – in Chania – befinden sich mehrere Universitäten. Die Stadt ist dadurch sowie durch den Tourismus generell eine sehr lebendige Stadt. Gerade in der Hochsaison und während des Semesters ist der Besuch von Veranstaltungen in verschiedenen Formen möglich.

In den letzten Jahren hat Chania viele Musiker*innen verschiedenster Genres hervorgebracht und so finden viele Konzerten und kleineren Festivals statt. Eine Vielzahl an Museen beschäftigt sich mit der Geschichte Kretas aus diversen Epochen und Perspektiven. Da Kreta für seine Berge bekannt ist, gibt es sehr viele Möglichkeiten um zum Wandern. Auf den Wochenmärkten können kostengünstige und qualitativ hochwertige sowie lokale Lebensmittel gekauft werden. Die Insel ist mit einer sehr guten Infrastruktur ausgestattet und so können leicht verschiedene Orte auf Kreta oder auch Athen per Boot oder Bus erreicht werden. Generell sind die Preise auf Kreta billiger als in Österreich. Griechenland ist als ein sicheres Land anzusehen.

Folgende Anforderungen sollten erfüllt werden

Als Vorbereitung ist Lektüre empfehlenswert, die generelles Wissen über den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust vermittelt. Wissen über die griechisch-jüdische Geschichte, insbesondere über Kreta, und die Geschichte Griechenlands nach 1945 ist für die Aufgabenbereiche an der Einsatzstelle wichtig. Die*der Gedenkdienstleistende sollte kontaktfreudig sein und Interesse an der Vermittlung des Zweiten Weltkriegs, der Geschichte von Jüdinnen*Juden in Griechenland und der Geschichte der Etz Hayyim Synagogue, da einer der Hauptaufgaben die Betreuung von Touristinnen*Touristen ist. Mitzubringen ist eine Eigeninitiative, um Projekte realisieren zu können.

  • Interesse an der Vermittlung der Themenkomplexe Holocaust, Zweiter Weltkrieg, griechisch-jüdischen Geschichte, Geschichte Griechenlands nach 1945, Geschichte der jüdischen Gemeinde auf Kreta und der Synagoge
  • Interesse an der Arbeit mit Besucher*innen und Gruppen
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Gutes schriftliches und mündliches Englisch; weitere Sprachen von Vorteil, wie Französisch, Spanisch, Italienisch, Hebräisch
  • Selbstbewusstes und sicheres Auftreten
  • Eigeninitiative und Selbstständigkeit
  • Motivation, Interesse und Bereitschaft neue Arbeitsbereiche zu erschließen und eigene Projekt zu realisieren
  • Interesse an historischer Arbeit
Kontakt

Etz Hayyim Synagogue

Parados Kondylaki

730 11 Hania (Griechenland)

http://www.etz-hayyim-hania.org

 

Kontakt zu der*dem derzeitigen Gedenkdienstleistenden
Ausgewählte Literatur
  • Antony Beevor, Crete. The Battle and the Resistance, Boulder 1994.
  • Hort-Dieter Blume, Hg., Griechenlands finsteres Jahrzehnt (1940–1950). Krieg, Okkupation und Bürgerkrieg, Lienau 2012.
  • Christoph Gunkel, Katja Iken, NS-Kriegsgräuel in Griechenland. Die Hölle von Hellas, in: Der Spiegel Online 04.02.2015, unter: http://www.spiegel.de/einestages/kriegsverbrechen-von-ss-und-wehrmacht-in-griechenland-a-1016511.html
  • Chryssoula Kambas, Die Okkupation Griechenland im Zweiten Weltkrieg. Griechische und deutsche Erinnerungskultur, Köln u.a. 2015.
  • George Harokopos, Die Entführung von General Kreipe, Kreta 2002.
  • Hans Safrian, Wehrmacht, Deportationen von Juden und Jüdinnen aus Griechenland und die Waldheim-Debatte, in: Lucile Dreidemy u.a., Hg., Bananen, Cola, Zeitgeschichte. Oliver Rathkolb und das lange 20. Jahrhundert, Band 1, Wien u.a. 2015, 417–431.
  • Mark Mazower, Inside Hitler’s Greece. The Experience of Occupation 1941–1945, New Haven 2001.
  • Johannes Breit, Die Okkupation Griechenlands durch das Deutsche Reich, in: GEDENKDIENST, 4 (2013) 1–2.
  • Hans Safrian, Die Wehrmacht und die Zerstörung der jüdischen Gemeinde Kretas, in: GEDENKDIENST, 4 (2013) 3.
  • Sarah Knoll, Wie wird auf Kreta der Wehrmachtssoldaten und der Ermordung von ZivilistInnen im Zuge von Vergeltungsmaßnahmen erinnert?, in: GEDENKDIENST, 4 (2013) 4.